richtig polieren

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Wie polieren und mit was?


Mit Maschine oder doch lieber von Hand?


Selbstverständlich kann man seinen Lack auch mit der Hand auf Hochglanz polieren, das geht auch und ist auch manchmal dort erforderlich, wo man mit der Maschine nicht hinkommt,  ist aber sehr umständlich und sehr, sehr anstrengend. Mit einer Poliermaschine geht dies wesentlich einfacher, ist effektiver und man arbeitet viel gleichmäßiger.

Welche Maschine? Es gibt zwei unterschiedliche Antriebsarten, zum einen den Exzenterschleifer, den dürfte wohl jeder Heimwerker kennen und zum anderen Maschinen nach dem Rotationsprinzip.

Exzenterrmaschinen haben den Vorteil, dass man aufgrund ihrer Arbeitsweise kaum Hologramme in den Lack schleift, daher sind sie für Anfänger sehr gut geeignet, haben allerdings den Nachteil, dass diesen Maschinen die Kraft fehlt, um tiefe Kratzer oder Lackverletzungen auszuschleifen. Rotationsmaschinen, wie der Name schon sagt, haben einen Teller, der sich dreht, ich verwende sie seit Jahren. Diese Maschinen haben den Vorteil, dass sie sehr kraftvoll sind, mit ihnen kann man herrlich alte Lacke wieder auf Vordermann bringen, sie haben aber den Nachteil, dass man sich bei falscher Anwendung sehr schnell Hologramme in den Lack schleift.

Ich habe in den Aufbereitungen nur Marken-Maschinen verwendet (Flex, Makita, Festool, 3M), privat habe ich für die Ausrichtung meiner Workshops zwei Flex zugelegt, siehe Bild. Ich bin mit beiden Maschinen sehr zufrieden. Mit etwas Geduld findet man diese Maschinen im Internet für unter 300€. Oder man legt sich eine gute Gebrauchte zu.



Eine günstige Maschine aus dem Baumarkt kann ich nicht empfehlen. Ich habe mich beim letzten Workshop über die Maschine eines Teilnehmers geärgert. Er hatte sich für eine Maschine für 60€ aus dem Baumarkt entschieden, beim polieren stellten wir fest, dass die Maschine bzw. der Teller nicht rund liefen und auf dem Lack „herum rubbelte“, so etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen. Auch nach Austausch des Poliertellers war kein anständiges Arbeiten möglich! Das Geld für diese Maschine war herausgeschmissenes Geld!  Wer am falschen Ende spart, zahlt zweimal!



Polierteller:

Greift auch hier wieder zur Marke (3M, Koch-Chemie o.ä.).

Der Polierteller soll für eine plane Auflage auf dem Lack sorgen und Unterschiede an der Karosserie ausgleichen, ist am anderen Ende mit einem Klettverschluss versehen, auf dem das Polierpad befestigt wird.  Hier gibt es verschiedene Bauweisen und Härtegrade:  soft, mittel, weich, Moosgummi, Schaumstoff und Sandwichbauweise. Ein guter Polierteller (3M oder Koch-Chemie kostet um die 25-30€), siehe Bild.



Polierpads:

Es gibt unterschiedliche Polierpads; hart, mittel, weich, glatt oder genoppt und in unterschiedlichen Größen. Farben sind je nach Hersteller unterschiedlich. Die Größe des Schleiftellers und des Pads muss zur Maschine passen, ansonsten läuft die Maschine sehr schnell heiß!

-je härter das Pad, je grober die Schleifpaste, je höher die Drehzahl, je höher der Druck, desto höher ist der Lackabtrag. Eine Lackkorrektur/ Kratzerentfernung, das Beheben von Lackfehler bzw. Lackverletzungen ist ohne einen Lackabtrag nicht möglich, alles andere ist Blödsinn. Das Auffüllen von Kratzern mit Farbwachsen/ Silikonölen o.ä. ist Quatsch! Beim nächsten Regen oder bei der nächsten Fahrt durch die Waschanlage wird alles wieder herausgewaschen.

Das sind alles leere Versprechungen der Industrie, man will nur unser bestes, unser Geld!



Vorgehensweise:

Schleifen des Lacks mit Schleifpaste/ Feinschleifpaste

hartes bis mittelhartes Pad, etwas Schleifpaste (4 Punkte etwa Haselnuss groß, später 2, wenn das Pad gesättigt ist), verteilen der Schleifpaste mit der Poliermaschine auf dem Lack, Stufe 1 (1000 U/ min),

Kreuzgang  (von oben nach unten, von links nach rechts) mit 50% Überlappung, 2-3 Durchgänge =  auftragen ; anschließend Stufe 2-3 (1500-2000 U/min) 5-6 Durchgänge im Kreuzgang mit leichtem Druck = einarbeiten, anschließend Druck vermindern, Stufe 3-4 (bei Bedarf höher, 2000-2500 U/min) = ausarbeiten, anschließend abwischen der Polierreste mit einem sauberen Mikrofasertuch, Endkontrolle mit Isopropanol (sind alle Kratzer verschwunden? Entspricht das Schleifbild meinen Vorstellungen? Ansonsten entsprechend nacharbeiten!

Bei Verwendung von Schleifpaste wird der komplette Lack wie oben mit Feiner Schleifpaste bearbeitet.

zu polierenden Fläche sollte ca. 40x40cm groß sein und im Kreuzgang (links nach rechts/ von oben nach unten) mit 50% Überlappung poliert werden, Geschwindigkeit bei Polieren 1-2 cm/ sec, systematisch vorgehen!



Antihologramm

weiches Pad oder spezielles Antihologramm-Pad (Herstellerangaben beachten), auftragen, einarbeiten, ausarbeiten; Polierreste mit sauberem Mikrofasertuch oder speziellem Antihologrammtuch entfernen, dabei neue Kratzer vermeiden

Endkontrolle mit Isopropanol (kann ggf. entfallen), entspricht das Lackbild meiner Vorstellung.



Versiegelung

Entscheidung Wachs oder Politur?

auftragen der Politur mit speziellem Applikator, Abschnittsweise auftragen, anziehen lassen (Herstellerangaben beachten), entweder mit Maschine und weichem Pad oder von Hand mit Mikrofasertuch auf Hochglanz polieren, überschüssige Politurreste mit sauberem Mikrofasertuch entfernen.

Wer sich für eine Nano-Politur oder für ein Wachs von Swizöl entscheidet, sollte den gesamten Lack nochmals gewissenhaft mit Isopropanol reinigen, damit auf dem Lack keine Silikonreste bzw. Trägerstoffe der Polituren zurück bleiben, ansonsten ist eine „Haftung“ der Nanopolitur bzw. des Wachses nicht gewährleistet.

Das Aufbringen der Politur ist dann ein Kinderspiel und das Aufbringen des handwarmen Scuderia-Waches hat etwas erotischen, wenn man mit den Händen das Wachs auf dem Lack verstreicht!

Ihr werde erstaunt sein, wie euer Lack jetzt glänzt!



Wie man sieht, sind für einen perfekten Lack eine Vielzahl von Arbeitsschritten erforderlich. Je nach Zustand des Lacks können einzelne Schritte z.B. Lackschleifen entfallen. Wichtig ist zwischendurch eine Zwischenkontrolle, ob das bisherige Ergebnis auch zufriedenstellen ist, ggf. muss dann nachgearbeitet werden. Hierbei ist ausreichend Arbeitslicht (Quecksilberhochdruck, Tageslicht, oder Baustrahler) erforderlich. Dabei muss die zu polierende Fläche aus verschiedenen Blickwinkeln/ Einfallswinkeln des Lichts kritisch betrachtet werden.

Keine Bange, die einzelnen Schritte werden euch beim Aufbereitungsworkshop im Einzelnen vorgestellt und an einem „Versuchsobjekt“ mit Lackstärkemessung vorher und nachher vorgeführt.

Das ist alles kein Hexenwerk! Man kann das alles lernen.

Als Anfänger bekommt man mit dem richtigen Material auch gute, vorzeigbare Ergebnisse.

Also nur Mut!

Wenn ihr anschließend eure Fahrzeuge nach vorheriger Lackbegutachtung und Entscheidung, welche Polierschritte im einzelnen erforderlich sind, dann selbst poliert, werde ich euch dabei über die Schulter schauen

und ggf. Hilfestellung bzw. Tipps geben.

Lackschleifen mit Wasserschleifpapier oder Ausschleifen von tiefen Kratzern werde nur  ich persönlich vornehmen!

Was ist sonst noch zu beachten?

-nicht zu polierende Flächen abkleben

-auf gleichmäßiges Polierbild achten, Maschine bzw. Pad nicht verkanten,

auf plane Auflagefläche achten, gleichmäßiger Druck

-wenn das Pad mit Politur gesättigt ist und Schlieren zieht, neues Pad verwenden oder das Pad auswaschen, beim Schleifen des Lacks langen manchmal ein paar Tropfen Wasser aus der Sprühflasche

-beim Schleifen wird der Lack u.U. sehr heiß, das ist zu vermeiden! Der Lack kann hierdurch zerstört werden. Besondere Vorsicht gilt Plastikteilen (Stoßstange/ Spiegel o.ä.), hier kann u.U. das Plastik schmelzen!

-niemals ein heruntergefallenes Pad wiederverwenden, ein neues benutzen oder das alte auswaschen

-Arbeitsschutz beachten (Mundschutz, Brille und Gehörschutz tragen)!


Flex


Wenn ich euer Interesse geweckt habe und ihr noch Fragen habt, schaut bitte ins Forum, ich habe über dieses Thema dort schon ganze Romane geschrieben, oder schaut einfach mal ins Autopflegeforum. Euch werden die Augen rausfallen,

was „lacktechnisch“ alles geht!

Und wer alle oben genannten Polierschritte gemeistert hat und nun einen glänzenden Lack hat, wird nie wieder in eine Bürstenwaschanlage fahren, sondern sein Fahrzeug nur noch mit der Hand waschen,

weil  man(n)  weiß, wie viel Arbeit  im Lack steckt.


Vielleicht sieht man sich ja beim nächsten Aufbereitungsworkshop in Flensburg!


Polierst du noch oder fährst du schon?


Gruß Jockel